Ich bin frei!
Ich habe mich befreit.
Ich habe mich befreit.
Your task is not to seek for love, but merely to seek and find all the barriers within yourself that you have built against it.
Wir haben in Philosophie über den Unterschied zwischen herrschen und regieren diskutiert. Herrschen habe eine schalen Beigeschmack (ich finde herrschen ist ein schönes Wort).
Regieren kommt wahrscheinlich aus dem Lateinischen und bedeutet führen.
Führen hat aber für uns Deutsche einen mehr als schalen Beigeschmack.
Werden wir irgendwann alle Wörter so missbraucht haben, dass wir keine fremde Sprache mehr finden, die derselben Bedeutung einen anderen Namen geben kann?
In der UBahn klebte ein Zettel direkt über der Tür: Lebst du oder überlebst du nur? Ich musste lächeln. Ich lebe. Ich bin froh darüber. Ich stelle mir vor, wie die U-bahn aussehen würde, wenn die Sitze mit einem samtgrünen Stoff überzogen wären. Das würde die Menschen beruhigen, glaube ich.
Es ist unglaublich, was man so jeden Tag auf der Fahrt in die Schule erleben kann. Gestern lief ein ziemlich molliges Mädchen im Minirock vor mir. Und einen kleinen Augenblick hatte ich diesen hässlichen Gedanken: Na, die traut sich ja was! Dann sah ich, wie die anderen ihr hinterherstarrten und am Bahnsteig dann, ganz offen und laut über sie lachten und lästerten “ Hast du die Oberschenkel gesehen, soo dicke Beine.“ Da schämte ich mich für mich. Wer sagt denn, dass nur schlanke Frauen in kurzen Röcken rumlaufen dürfen?
Hobbes sagt: Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf. Ein arabisches Sprichwort sagt: Ein Wolf würde nie das Fleisch eines Wolfes essen. Aber wir essen uns gegenseitig in Feindschaft.
Wurde Hobbes also in seinem negativen Menschensicht noch übertroffen. Ich mag trotzdem nicht glauben, dass der Mensch von Natur aus böse sei. Wir haben wohl beides in uns, nur was lässt das Böse heraus, die Bestie in uns. Ich weiß es nicht. Solange ich lebe, werde ich hoffentlich an das Gute glauben. Muss ja nicht unbedingt im Menschen sein. Aber da ist etwas, das gut ist. In mir ist eine Liebe, die den Grund ihrer Liebe sucht. In mir ist etwas, das wahrgenommen werden möchte, ein Verstehen, eine Verbundenheit mit dem draußen.
Ich erinnere mich oft an eine Geschichte, in dem ein jüdischer Mann, der viele Sprachen beherrscht, im KZ nichts anderes tut, als zwischen den einzelnen Gruppen zu vermitteln, zu schlichten. Er schläft kaum, er isst kaum und strahlt doch etwas besonderes aus. Als die Insassen befreit werden, wird mit ihnen auch der Hass auf alle Deutschen frei und sie suchen in den benachbarten Dörfern Rache.
Dieser Mann versucht das zu verhindern und als er gefragt wurde, warum er das tue, erzählte er seine Geschichte. Die Nazis haben seine Wohnung gestürmt und seine gesamte Familie vor seinen Augen erschossen. Er flehte sie an, auch ihn zu erschießen, aber das taten sie nicht, weil sie ihn für seine Dolmetscherfähigkeiten brauchten. In diesem Augenblick habe er gewusst, dass er sich zwischen Hass oder Liebe entscheiden muss. Etwas dazwischen oder eine Mischung aus beiden, gab es nicht mehr.
Was er gewählt hat, ist leicht zu erraten.
Ich weiß nicht, ob diese Geschichte stimmt, aber ich glaube, dass es so etwas gibt. Diese Erkenntnis/Erleuchtung, das man die erfahren kann. Und ich glaube, dass es nicht das schlechte in anderen ist, dass uns hassen und bitter werden lässt, sondern das schlechte in uns selbst.
And From vegetativeness I died and became animal.
I died from animality and became man.
Then why fear disappearance
through death?
Next time I shall die
Bringing forth wings and feathers like angels;
After that, soaring higher than angels –
What you cannot imagine,
I shall be that.“
Rumi
Heute manifestierte (schönes Wort) sich eine schon länger gebrühtete Erkenntnis, ein wenig mehr, die da wäre, dass es erst wirklich interessant wird, wenn Worte keine Ausdrucksmöglichkeit mehr haben, wo sie nicht mehr hinreichen.
Unsere ganze Welt ist voller Worte, gesprochen, geschrieben, geschrien, geflüstert, gehaucht, gebrüllt, gelacht.
Wir kennen keine andere Sprache, als die der Worte, außer Sex und den tiefen Blick in die Augen eines Wesen, das wir lieben. Die Sprache des Herzens (ja, ich weiß, wie kitschig das klingt) ist uns fremder als Chinesisch (die Italiener würden Arabisch sagen). Auch die Sprache der Gestik/Mimik/Geruch beherrschen wir nur noch plump und nehmen sie nur wahr, wenn sie laut und überzeichnet eingesetzt wird. Vielleicht hat der Überkonsum der Worte unsere Sinne desensibilisiert, wie ein Handschuh es mit unseren Händen macht?