Denn wir wissen nicht, was wir tun. Schönheitshadereien
von Miriamsamara
Schönheit ist limitiert. Zumindest die äußerlich angewandte Schönheit, die sich durch Ästhetik beschreiben lässt und mit Symmetrie messen.
Schönheitsideale, die uns die gr. Antike fast [wie ein Fluch?] in unsere Gene eingehämmert hat. Diese Art von Schönheit lebt von ihren Gegensätzen und so schien sie und verlor ihren Schein nicht, solange sie ihr eigenes Maß nie ganz erfüllte und genug Mittelmaß und Hässlichkeit ihr hilfsbereit zur Seite stand.
Erst als der Mensch anfing, jeder einzelne, Schönheit für sich zu beanspruchen, fingen die Probleme an. Nein, wir leben noch nicht in dieser „perfekten“ Welt, aber die sich einstellende Langeweile ist so gut schon absehbar, dass dadurch eben ihre Nähe absehbar geworden ist. Ich spreche von den Teilen der dekadenten Welt, in der wir leben.
In Filmen und Serien aus dem !heiligen Wald“ spielen schöne Menschen vor, wie es wäre, wenn die schönen unter sich wären. Es außer ihnen niemand mehr gibt. Die Mütter der Töchter sehen aus wie ihre größeren Schwestern. Alle sind sie schlank mit perfekten Körpern, ihre Gesichter in so einer barbieartigen Schönheit genormt, dass man sie nicht auseinander halten kann. Alleine die Haar- und manchmal auch die Hautfarbe bietet einen dezenten Hinweis, hier handelt es sich um eine andere Person.
Die Namen kann man sich nicht merken. Die Charaktere noch weniger, denn sie haben keine. Sie haben nur eine Geschichte, eine eigene Erinnerung und natürlich ein dunkles Geheimnis, das so gar nicht passen will zu den niedlichen Geschichtchen.
Schon nach einer Folge fühle ich mich wie ein zu Tode gelangweilter Liebhaber, der sie alle durch…… hat und nun meint, dass sei das Ende gewesen. Neben der Langweile. fühle ich mich jedoch wunderbar befreit von irgendwelchen Ansprüchen an mein Äußeres und spüre, dass es da eben wirklich andere Schönheiten gibt, jenseits von phrasenhaften Tröstungsversuchen der weniger „gesegneten“ [wahre Schönheit kommt von innen].
Warum geht aber der Trend weiter, hin zu Barbie [und Ken] als schönste Menschen der Welt?
Warum hat Valeria Lukyanova sich das angetan? Ist es schöner als eine Puppe in der Welt zu leben mit Plastik gefüllt zu sein? Ist sie vielleicht einfach nur ein wenig konsequenter als alle anderen Frauen, die sich schönheitsoperieren lassen? Und ich würde lügen, wenn ich nicht auch ab und zu daran gedacht hätte, wie es wohl wäre, sich seine ungewünschten Züge einfach weg und umoperieren zu lassen.
Was passiert da-mit uns. [Und ich gebe zu etwas melodramatisch, aber durchaus ernst gemeint:] Was haben wir getan? Uns an-getan?
perfektion ist niemals schönheit. drum sind solche menschen eher künstliche zerrbilder als schön zu nennen. die faszination an der natürlichen schönheit sind ihre mannigfaltigkeit und wandelbarkeit. menschen werden interkulturell niemals alle gleich sein und haben darum auch unterschiedliche schönheitsideale. die idealisierung selbst ist ein gesellschaftspolitischer popanz. menschen sind leider aufgrund ihres geringen selbstwertgefühls leicht verführbar. es ist wie in glaubensdingen. bei einigen wuchert es zum wahn. der schönheitswahn zeitigt gerade in einer materialistischen und oberflächlichen welt großen erfolg. eine ganze industrie stützt sich auf ihn und wird alles tun, um ihn aufrecht zu erhalten.
wir werden wohl auch in zukunft mit diesen auswüchsen leben müssen.
ich glaube, dass der wunsch nach perfektion durchaus zum menschen gehört, bzw schon sehr lange zu den meisten menschen, einige wenige kulturen ausgenommen. negieren möchte ich es gar nicht. aber vom schauen und bewundern ist es ein geschaut werden und bewundert geworden , das hat man uns irgendwie mit sehr viel geduld eingeredet.
ansonsten stimme ich dir total zu…nur ist das selbstbewusstsein von alleine schwach oder musste es ihm erst einmal zerschmettert werden??
perfektion ist wichtig in bereichen wie wissenschaft und technik – aber im menschlichen umgang hat sie nichts zu suchen. leider wird da ideologisch oft keine trennung gemacht.
das selbstwertgefühl ist durch die bewusstwerdung erstmal sehr brüchig, denn mit der bewusstwerdung müssen wir geistig nach orientierungen suchen …, um halt zu finden, um das gefühl der verlorenheit abzuschütteln.
dummerweise neigen viele menschen nicht zu einem ausgeglichenen selbstbewusstsein sondern zu extremen wie hybris oder krankhaftem minderwertigkeitsgefühl. das sind nicht die fundamente sondern die symptome unserer orientierungslosigkeit/unsicherheit in der geistigen welt einer bewusstheit.
nicht jeder mensch besitzt die individuelle geistige kraft, aus sich selbst heraus im einklang mit den weltlichen und geistigen gegebenheiten zu leben.
letzlich ist der materialismus eine ideologie, die oberflächlich seinen bedürfnissen am besten gerecht wird. sie gaukelt ihm vor, dass glück zu kaufen ist. man muss nur zu geld kommen … irgendwie. es macht den menschen gar nichts aus, dass sich damit selbst verarschen. sie befinden sich im wahn.
der schönheitswahn ist nur ein skurriles kleinod aus diesem materialistischen tohuwabohu der heutigen welt.
Sie sieht aus wie eine Manga-Figur. Die Augen sind natürlich so geschminkt (den Trick kenne ich sogar), und sie hat sich große Kontaktlinsen reingemacht für kugeligere Augen. Was soll ich sagen? „Perfektion“ wird tatsächlich nicht als schön empfunden. Wusstest du, dass Symmetrie im Gesicht uns Unbehagen bereitet, obwohl wir den Grund für das Unbehagen nicht lokalisieren können?
Was die Schönheit betrifft, bin ich ratlos. Attraktivität hat sich zu einem Statussymbol entwickelt, deshalb nehmen erfolgreiche Männer modelmäßige Mädchen zur Frau, obwohl ihre Penisse eher auf vollere (damit meine ich normalgebaute, nicht Dicke!) Frauen reagieren. Ein Dilemma.
ich stimme dir zu, sherry.
aber man kann sich sehr viel einbilden im leben. drum gibt es auch solche erscheinungen wie magersucht. die betroffenen menschen leiden an einer wahrnehmungsstörung. natürlich könnte man kontern, ob wir als menschen nicht alle an einer wahrnehmungsstörung leiden, so wie wir kriege führen und die natur ausbeuten …
es ist eben alles relativ, und die mehrheit bzw. die macht (des geldes und der religionen) bestimmen unsere wahrnehmungen.
Ach, da möchte ich dir gar nicht mehr widersprechen. Unsere Gehirne sind sehr flexibel, damit wir auf verschiedenste Arten von Umwelten reagieren können. Der Nachteil ist, dass wir extrem anfällig sind für Urteilsverzerrungen. Als krankhaft (oder klinisch relevant) nehmen wir nur jene an, die stark von der Norm abweichen; und darunter fallen eben Magersüchtige. (Wobei gerade bei denen nicht mehr so ganz klar ist, ob es sich dabei um eine Essstörung oder auch um eine Zwangsstörung handelt. Magersucht wurde auch in Kulturen gefunden, in denen vollere Frauen attraktiver sind als Schlanke; und da ging es den Betroffenen eher um die absolute Kontrolle ihrer körperlichen Bedürfnisse, aber das ist ein anderes Thema.)
Wünsche dir schöne Feiertage …
auch die norm kann krank sein. wir erleben dies zur zeit z.b. im weihnachtswahn. oder wir erleben es ständig im ausleben der religionen.
oder wir erleben es auf der bühne des sports. ständig überlagern sich die grenzen von krankhaftem verhalten und gesellschaftsnormen, und dazwischen diskutieren wir heiß hin und her z.b. über das doping im sport oder über die ethik bei schönheitoperationen.
etc. etc.
wie du es sagst, wir sind geistig verteufelt flexibel. mit etwas intelligenz läßt sich fast alles erklären bzw. rechtfertigen.
immerhin diskutieren wir. das ist bereits ein fortschritt, denn dies bedeutet, dass menschen mit anderen ansichten nicht per se vorverurteilt werden.
leider ist dann neben der sinnvollen debatte doch eine entscheidung in die eine oder andere richtung notwendig …
ich bin jedenfalls froh, dass die meisten menschen, die ich kenne, relativ normal sind.
das wusste ich nicht, ich hatte das gegenteil gehört, nämlich das schon babys lieber symetrische gesichter anschauen und schönheit eben doch durch maße erklärt werden könne.
diese frau hier ist vor allem in vielen schönheitsops umoperiert worden, ganz bewusst nach dem vorbild der barbie und das erschreckende ist, dass es eine ganze bewegung geben soll, die dem barbie ideal ernsthaft nacheifert.
der mensch eifert also seiner eigenen fiktion nach..das ist schwer zu greifen, finde ich.
Ja, je ebenmäßiger / ähnlicher die Gesichtshälften, desto „attraktiver“. Aber absolute Symmetrie ist beunruhigend, weil es sie in der Natur einfach in keiner einzigen Form zu geben scheint. Wenn wir computergenerierte absolut symmetrische Gesichter betrachten, stört uns etwas an ihnen. So sieht es auch mit absoluter Makellosigkeit aus, wenn etwas so eben ist, dass es anfängt, uns zu bedrängen.
Was die Attraktivität angeht, scheint es auch ein paar „universale Parameter“ zu geben, auf die Mann und Frau im besonderen Maße reagieren. Das würde auch sehr stark fruchten, wenn wir nicht auch noch kulturelle Wesen wären. Da wir aber soziale und kulturelle Wesen sind und unsere Reflektion von Schönheit oft auch mit der momentanen Umwelt zu tun haben, ist das doch variable.
Ein paar von diesen Parametern – sagt die Forschung, muss aber nichts Festes sein – scheinen bei Frauen (also für Männer):
– Leichtes Kindchenschema
– Große Augen
– Kleine Nase
– Kleiner, voller Mund
– Wangenknochen (nicht zu stark ausgeprägt) zu sein
Frauen scheinen an Männern vor allem das Kinn interessant zu finden, wenn es stark ist, signalisiert das wohl Durchsetzungskraft, Gesundheit etc. (Alles, was für die Fortpflanzung und gute Gene wichtig ist) Auch soll es ein Gerücht sein, dass es Frauen nicht auf die Penisgröße ankäme.
Aber das Interessante, was man in der Attraktivitätsforschung fand ist, dass nicht sehr überdurchschnittliche Gesichter bevorzugt werden, sondern Gesichter, die der Grundgesamtheit der Gesichter in der jeweiligen Region durchschnittlich ist. Das typische Durchschnittsgesicht ist vertrauter und somit attraktiver. (Angeblich) …
Figurmäßig scheinen Männer wohl unbewusst auf ca. Kleidergröße 40-42 besonders stark mit physiologischer Erregung zu reagieren, auch wenn sie behaupten, sie wollen Maße wie 90/60/90.
Macht auch Sinn. Frauen unter einem Körperfett von 22% neigen zur Unfruchtbarkeit.
Ach Mann … Ich muss noch Weihnachtsgeschenke besorgen. Immer schön auf dem letzten Drücker.
Die Angaben und Ergebnisse seien hier bitte mit Vorsicht zu genießen!
Danke für Deinen Text, liebe Mary.
Was schön IST, und wer wen weshalb und zu welcher Zeit attraktiv findet …. Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind, finde ich.
Aber ich stelle sie mir nicht selten. Wenn ich Menschen betrachte, die ich näher kenne, oder auch solche, die mir nur über den Weg laufen. Meine Antworten darauf unterliegen etlichen Bedingungen, die sich außerdem auch immer wieder verändern können. Hierzu könnte ich Dir etliche Bespiele nennen, die allerdings rein gar nichts mit einem Anspruch auf Objektivität gemein haben.
Ich glaube daher auch nicht an diese „allgemeingültigen Reize“, auch wenn ich es sicher besser wissen müsste. Eher denke ich, dass eine permanente (Werte)-Beinflussung und Dauerberieselung eine Rolle spielt.
Danke Dir und Bonanzamargot und Sherry für diesen bereichernden Austausch.
Schöne (!) Grüße,
mb
Es wird wohl jeder mit sich selbst ausmachen müssen, was er menschlich schön findet. äußerlich wie innerlich. denn auch eine innerliche schönheit gibt es. und auch diese läßt sich … operieren?
Wahr ist, dass ich als Mann besondere weibliche körperliche Attribute schön, begehrenswert oder geil finde. Dagegen kann ich und will ich nichts machen. Alles hat seine Grenzen.
Davon abgesehen sehe ich in den Dingen und Menschen eine Schönheit, die von diesem (animalischen?) Begehren losgelöst ist.
Das allein bedeutet für mich der Vorzug von Kultur. Und dies macht „Menschlichkeit“ doch aus!
Es stellt sich wrklich manchmal ganz simpel dar: Wir sind als Menschen viel zu oft oberflächlich.
liebe mb, das hier:
„Ich glaube daher auch nicht an diese “allgemeingültigen Reize”, auch wenn ich es sicher besser wissen müsste. Eher denke ich, dass eine permanente (Werte)-Beinflussung und Dauerberieselung eine Rolle spielt.“ bringt für mich das ganze noch einmal wunderbar auf den punkt!! danke!!
Hallo meine Damen, äußerst lesenswerte Kommentare zu einem besonders außergewöhnlichen Blogbeitrag. Liebe Grüße! Henry
dem möchte ich mich anschließen: das war ein toller wortwechsel!!