Über den Wolken

von Miriamsamara

Über den Wolken

„Warum malst du eigentlich keine Wolken“, fragte er sie als das Flugzeug abgehoben hatte und sie über zuckerwatteartigen Cumuluswolken schwebten: „Willst du kein Foto von ihnen machen?“, ergänzte er, als keine Antwort kam, so als wäre das eine wie das andere, machte es kaum einen Unterschied.
Sie starrte schweigen zum kleinen Fenster hinaus. In der Magengegend spürte sie eine Gereiztheit, die sie in letzter Zeit schon des öfteren wahrgenommen hatte.
„Diese Wolken, die sind in diesem Augenblick, jetzt gerade. Ich will sie gar nicht festhalten, noch sie in irgendeiner Form nach Hause nehmen. Es liegt in der Natur der Wolke weiter zu ziehen, sich aufzulösen, nicht greifbar zu sein.“, dachte sie und ekelte sich still als er einen Tomatensaft bei der Stewardess bestellte, die gerade bei ihnen angekommen war. „Ein Wasser, bitte!“, sagte sie und schaffte es nicht zu lächeln.
Sie wusste, dass sie ungerecht war, überheblich sogar, aber sie musste jemandem die Schuld geben für so vieles, das ihr verloren gegangen war.
„Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein!“, sang plötzlich ohne jede Vorwarnung Reinhard Mey  in ihrem Kopf.

Alles was sie fühlte war Beklemmung.