Mary am Meer

Monat: Februar, 2010

Inflation der Dinge

Die Sonne wärmt wieder und erweckt das Leben aufs neue.
Meine Liebe zur Sonne lässt sich nur durch den Mangel an ihr erklären. Und so scheint es mit allem zu sein, das wir lieben, alles scheint eine Frage von „wie viel“ zu sein. Säße ich in der Wüste, würde ich wohl Wolken herbei sehnen, oder für die absolute Glückseligkeit, Regen. Ich würde den Mond besingen, der strahlt ohne zu verbrennen..
Sind wir satt von etwas, haben wir genug davon, dann ist die Inflation unausweichlich. Der Wert jeder Sache sinkt durch seine Verfügbarkeit. Und trotzdem streben wir fast alle nach der maximalen Verfügbarkeit all unserer Verlangen. Schon wieder ein Paradox, dass wir Menschen dem Leben aufnötigen, dass uns zum entarteten Tier werden lässt oder auch zum ewig jammernden Wesen.
Manchmal fällt es mir schwer den Vorteil im Menschen zu sehen, sei es der von der Religion oder der Evolutionstheorie besungene. Unsere Erlösung von Unzufriedenheit, Hass scheint darin zu liegen, wieder zu erlernen, was die anderen Tiere noch wissen, was wir selbst vergaßen.
Ich wollte gar nicht so „philosophisch“ und naseweiß werden am morgen, aber manchmal kann ich nicht anders und ich hoffe, man verzeiht mir diesen Zug an mir.
Das umzusetzen, was ich so ab und zu denke, was mir mein Kopf und mein Herz in teamwork zu flüstern, das ist schwer und ich bin selten so weit davon entfernt gewesen, wie diese Tage. Ein käufliches Wesen bin ich geworden, voller unerfüllter Wünsche, die in Seifenopern ihr zu Hause haben. Begehrt, berühmt, reich will ich werden, be oder geliebt stehen weiter unten auf der Liste, da ich das in gewisser Weise schon bin.
Damals, als ich noch Besitzerin eines klaren Weltbildes war, das ebenso klare wie hohe Ideale beinhaltete, da war ich nicht käuflich (jedenfalls nicht durch billigige Seifenopernartikel). Mein Stolz bestand darin, genau das nicht zu sein. Man hätte mir alles Geld der Welt bieten können und ich hätte frohen Herzens abgelehnt, wozu brauche ich Geld um glücklich zu sein? Auch das Glück selbst hätt ich abgelehnt, wenn in ihm etwas unmoralisches gelegen hätte, wozu brauche ich das Glück, um glücklich zu sein? Nur die Wahrheit hatte Bedeutung für mich und wenn ich ehrlich bin, dann sehne ich mich ein wenig nach dem unerschütterlichen, festen Glauben, in der es immer eine Wahrheit gibt, der man sich nähern kann, die alles irdische überstrahlt und nichtig macht.
Ich sehne mich danach und sehe trotzdem kein zurück. Ich war meinem Ich noch nie so nahe, meinem jahrelang verteufeltem Ego und meinen Wünschen. Trotzdem oder genau deshalb war ich nie zufriedener in meinem Leben, als jetzt. Ich bin eine größenwahnsinnige und doch bescheidene Wünscherin; meine Wünsche lassen mich immer mehr erkennen, was ich schon habe und dies wertschätzen.
Noch nie war ich in meinem ganzen Leben so lange ohne Mann an meiner Seite und ich stelle fest, dass mir nichts fehlt. Ich sehe mich als vollständig an, dieses Gefühl der Suche ist verschwunden. Ein wenig Sorge ich mich, dass ich eine geborene Einzelgängerin sein könnte, die nicht wirklich lieben kann.
Aber was solls, was ich auch sein mag, ich bin, was ich bin und es wird nicht schaden zu erkennen, wer man ist. Der Frühling kommt, so oft versprochen, er kommt und es scheint wie ein Wunder, dass die Sonne wieder Farbe hat und wärmen kann.

Nicht von Liebe

Heute ist Valentin(stag) und genau wie eine Freundin frage auch ich mich, wer das sein soll.
„Ask for Love!“, wurde ich bei einem doofen virtuellen Spiel aufgefordert, um mir und der Welt, anhand der Menge meiner virtuellen Geschenke, zeigen zu können, wie liebenswert ich bin. Schlimme Schimpfwörter lagen mir auf der Zunge, die  mit Sch und fu anfangen. „I don´t have to ask for love!!“ wollte ich am liebsten in den Pc schreien.
Zum Glück werde ich geliebt, ohne dass ich darum bitten muss, lieber würde ich mir die Zunge abbeißen, als das zu tun. Heute ist also Valentin, der Tag an dem tausende (oder mehr) Frauen darauf warten, die Liebe ihres Mannes in materieller Form bewiesen zu bekommen. Nochmal zum Glück, haben mir festgelegte Feiertage noch nie wirklich etwas bedeutet, ich schätze das spontane, aus dem Augenblick entstehende Etwas immer viel mehr, als jeden Formalismus.
Aber wenn der Tag zu etwas nutze ist, dann vielleicht über nicht-Liebe zu schreiben, denn an einem bestimmten Tag Liebe, als wäre es ein Gegenstand, zu verteilen und zu erwarten, das ist nicht-Liebe, sondern  Kapitalismus.
Zu behaupten, jemanden zu lieben, aber ihn immer wieder gemein zu behandeln, ist nicht- Liebe, sondern Sadismus.
Jemanden so zu lieben, dass man sich diese Gemeinheiten gefallen lässt, ist nicht-Liebe, sondern Masochismus.
Auf jemanden zu warten, damit er einen liebt, damit man sich selbst lieben kann, ist nicht-Liebe, sondern die Unfähigkeit dazu.
Sich bezahlen (dazu gehören auch obligatorische Geschenke) zu lassen für die Liebe, ist nicht-Liebe, sondern Prostitution.
Aus Angst vor dem Alleinsein den nächst Besten zu lieben, ist nicht Liebe, sondern Feigheit.
Vorschreiben zu wollen auf welche Art der andere seine Liebe zeigen soll, ist nicht-Liebe, sondern Diktatur.
Um Liebe fragen zu müssen, ist nicht-Liebe, sondern Bettelei.
Und so weiter und so weiter. So könnt ich stundenlang da sitzen und die Liebe negativ beschreiben. Nur fürchte ich auf diesem Weg, wird niemand wissen, was Liebe wirklich ist, auch ich nicht.

Pflücke deine Zeit!

Gestern wachte ich nach einem Mittagsschlaf auf und ich sah mich vor mir, wie ich alt war. Graue Haare und ein faltiges Gesicht und sich bewusst, dass das Leben bald vorbei sein würde. Ein bisschen erschreckte ich mich, ich selbst sprach dieses „Carpe Diem“ zu mir, pflücke den Tag.
Und glaubt mir, es ist sehr viel eindrucksvoller, wenn das eigene alte Ich dies zu einem sagt, als wenn man es auf Phrasen.com liest.
Sicher wissen wir alle, dass wir sterben werden, dass jeder einzelne Moment schon gleich wieder Vergangenheit ist und dass wir älter werden und uns unsere Jugend mit keinem Geld der Welt  zurückkaufen werden können.
Aber so bewusst, wie gerade ist es mir nicht gewesen. Wir leben ein Paradox, wir wissen, um die Endlichkeit dieses Leben, um die Ungewissheit unserer vor uns liegenden Lebenszeit, aber wir leben, als würden wir ewig leben, als hätten wir unendlich viel Zeit unseren eigenen Plan von der Vervollkommnung irgendwann umzusetzen.
Normalerweise habe ich keine Angst vor dem Älter werden. Ich schätze die Erfahrung und Gelassenheit, die es mit sich bringen kann. Aber seid Gestern schätze ich die Gegenwart viel mehr. Noch bin ich jung. Ich stehe vor dem Spiegel und spiegel mich, schätze mich, erfreue mich an meinem jungen Ich.
Ich weiß jetzt, dass ich es bereuen werde, wenn ich mich jetzt nicht annehme, wie ich bin, wenn ich mich nicht annehmen kann. Dann werde ich mit 70 über alten Fotos sitzen und weinen, nun endlich, last and least, sehend wie viel Potenzial ich besaß, dass ich selbst nicht sehen wollte.
Irgendetwas bereuen werden wir wahrscheinlich immer, entweder es getan oder es nicht getan zu haben. Und es wird nichts nützen, wenn ich mich selbst unter Druck setze und denke ich müsste, alles ausprobieren, was mir in den Sinn kommt. Sinnvoll ist allerdings das Schöne in diesem Moment zu entdecken und sich an ihm zu freuen. Dazu ist nie zu früh, aber auch nie wirklich zu spät.

Kurz notiert

Die Hippyzeit ist vorbei, wenn die Kinder das Peace-Zeichen für einen Mercedesstern halten.

Erbeeren- statt Erdbeebenexperten

Erbeeren- statt Erdbeebenexperten und Schlafanzug- statt Schlafentzugtherapie. Ich höre die Tage, was ich will.
Es ist sehr bequem, der Realität ein wenig aus dem Weg zu gehen und sie mit verklärt oberflächlich wuschigen Blick wahrzunehmen. Das hört sich an, als wäre die Realität nicht auszuhalten, aber das meine ich nicht. Sie erscheint mir nur bei zu genauem hingucken zu kompliziert, komplex, um sie entwirren zu können. So wie ein riesengroßes Wollknäuel, das sich so ineinander verheddert hat, dass allein das Anschauen einen ganz rappelig macht und man weiß, man hat zwei Möglichkeiten: Hinsetzen und es mit vieeeel Geduld entheddern oder es von sich schmeißen (für Konsequente in den Papierkorb, für die Mitte in eine Schublade und für Leute wie mich: in die nächste Ecke)
Mir wird gerade erst wirklich bewusst, dass wir in einer ganz anderen Zeit leben, als die Generationen vor uns.
Die Lebensbedingungen haben sich-zumindest in den Industrieländern-so sehr verändert und Langzeitstudien gibt es über die Auswirkungen noch nicht, da es noch nicht lange her ist.
„Survival of the fittest!, Darwins Parole höre ich immer wieder in der Schule, wie einen Gebetstext und ich frage mich, ob wir Menschen es schaffen werden uns an unsere selbst geschaffenen Umweltbedingungen anzupassen. Ich meine das vor allem, psychisch. Was Klimaerwärmung und Co noch mit uns anstellen werden, werden wir deutlich am eigenen Leibe erfahren.
Ich frage mich, was es mit unserer Seele macht, diese globale, voll technisierte Welt, in der die Natur zu Dekoration und Nutzgegenstand  degradiert wurde. In der Begriffe wie Gerechtigkeit so ausgesaugt, missbraucht wurden, dass wir zweifeln, ob es sowas wie Gerechtigkeit überhaupt gibt, ob unsere Definition von Gerechtigkeit vielleicht nur falsch ist, ob es vielleicht völlig im Sinne der Natur ist, dass die einen die anderen ausbeuten oder Raubbau an ihrem Planeten  betreiben. „Survival of the fittest“-die „fittesten“ scheinen heutzutage die zu sein, die sich ein Ticket zum Mars leisten können.
Als ich vorgestern aus dem Fenster schaute, schien der Vollmond hinein. Ich saß da und wurde so schön still, wie ich es nur in besonderen Momenten werde. Er schien mich an und es schien, als wäre er aus einer anderen Welt, als passe er nicht zu Hochhäusern und Autobahnen. Er schien so hell in der Dunkelheit, dass es mir wie Ketzerei erschien, zu behaupten, dass er an sich nicht scheine, sondern „nur“ das Sonnenlicht reflektiere. Ich saß da und fühlte mich von ihm, an meinem Pc sitzend, angezogen. Ich bekam Sehnsucht diesen Mond einmal mitten im Wald zu sehen, wenn ihn die Wölfe anheulen. Noch hat er seine Macht also noch nicht verloren und ich hoffe, dass es nie dazu kommt, dass ich so abgestumpft werde, dass ich nur noch  denke: „Ah der kleine Planet da neben uns, mit einem Durchmesser von 3476 km. Die Bahn des Mondes um die Erde ist annähernd kreisförmig. Die größte und die kleinste Entfernung zur Erde weichen jeweils um 5,5 % vom Mittelwert ab. Die Bahn ist in guter Näherung eine Ellipse der numerischen Exzentrizität 0,055. Der mittlere Abstand des Schwerpunktes des Mondes vom Baryzentrum – die große Halbachse – misst 384.400 km. Den erdnächsten Punkt der Bahn nennt man Perigäum. Im Perigäum beträgt die Entfernung im Mittel 363.200 km. Der erdfernste Punkt heißt Apogäum. Dort beträgt die Entfernung im Mittel 405.500 km…(Quelle: Wikipedia)
Mag die Philosophie als brotloser Beruf gelten, wir werden gute Philosophen brauchen, die dieses Riesenwollknäuel Welt auseinander fusseln, die von vermeintlich aufgeklärten Menschen bevölkert ist, die sich in Geiste noch nicht angepasst haben, deren Seelen gar keine Zeit hatten, hinter herzufliegen.
Nicht so sehr der Mensch, wie seine Umwelt hat sich verändert, auch wenn es paradox ist, dass er es selbst war, der sie zu ein anderen machte. Vielleicht ist das der Grund, warum ich Platons „Staat“ keine realisierbar erscheinenden Antworten entnehmen kann.

Kurz notiert

„Wir spielen ein Spiel. Ich nenne ein Wort und aus dem letzten Buchstaben bildest du ein neues Wort.“ „Ok.“
„Tor“ „Ameise“