Inflation der Dinge
Die Sonne wärmt wieder und erweckt das Leben aufs neue.
Meine Liebe zur Sonne lässt sich nur durch den Mangel an ihr erklären. Und so scheint es mit allem zu sein, das wir lieben, alles scheint eine Frage von „wie viel“ zu sein. Säße ich in der Wüste, würde ich wohl Wolken herbei sehnen, oder für die absolute Glückseligkeit, Regen. Ich würde den Mond besingen, der strahlt ohne zu verbrennen..
Sind wir satt von etwas, haben wir genug davon, dann ist die Inflation unausweichlich. Der Wert jeder Sache sinkt durch seine Verfügbarkeit. Und trotzdem streben wir fast alle nach der maximalen Verfügbarkeit all unserer Verlangen. Schon wieder ein Paradox, dass wir Menschen dem Leben aufnötigen, dass uns zum entarteten Tier werden lässt oder auch zum ewig jammernden Wesen.
Manchmal fällt es mir schwer den Vorteil im Menschen zu sehen, sei es der von der Religion oder der Evolutionstheorie besungene. Unsere Erlösung von Unzufriedenheit, Hass scheint darin zu liegen, wieder zu erlernen, was die anderen Tiere noch wissen, was wir selbst vergaßen.
Ich wollte gar nicht so „philosophisch“ und naseweiß werden am morgen, aber manchmal kann ich nicht anders und ich hoffe, man verzeiht mir diesen Zug an mir.
Das umzusetzen, was ich so ab und zu denke, was mir mein Kopf und mein Herz in teamwork zu flüstern, das ist schwer und ich bin selten so weit davon entfernt gewesen, wie diese Tage. Ein käufliches Wesen bin ich geworden, voller unerfüllter Wünsche, die in Seifenopern ihr zu Hause haben. Begehrt, berühmt, reich will ich werden, be oder geliebt stehen weiter unten auf der Liste, da ich das in gewisser Weise schon bin.
Damals, als ich noch Besitzerin eines klaren Weltbildes war, das ebenso klare wie hohe Ideale beinhaltete, da war ich nicht käuflich (jedenfalls nicht durch billigige Seifenopernartikel). Mein Stolz bestand darin, genau das nicht zu sein. Man hätte mir alles Geld der Welt bieten können und ich hätte frohen Herzens abgelehnt, wozu brauche ich Geld um glücklich zu sein? Auch das Glück selbst hätt ich abgelehnt, wenn in ihm etwas unmoralisches gelegen hätte, wozu brauche ich das Glück, um glücklich zu sein? Nur die Wahrheit hatte Bedeutung für mich und wenn ich ehrlich bin, dann sehne ich mich ein wenig nach dem unerschütterlichen, festen Glauben, in der es immer eine Wahrheit gibt, der man sich nähern kann, die alles irdische überstrahlt und nichtig macht.
Ich sehne mich danach und sehe trotzdem kein zurück. Ich war meinem Ich noch nie so nahe, meinem jahrelang verteufeltem Ego und meinen Wünschen. Trotzdem oder genau deshalb war ich nie zufriedener in meinem Leben, als jetzt. Ich bin eine größenwahnsinnige und doch bescheidene Wünscherin; meine Wünsche lassen mich immer mehr erkennen, was ich schon habe und dies wertschätzen.
Noch nie war ich in meinem ganzen Leben so lange ohne Mann an meiner Seite und ich stelle fest, dass mir nichts fehlt. Ich sehe mich als vollständig an, dieses Gefühl der Suche ist verschwunden. Ein wenig Sorge ich mich, dass ich eine geborene Einzelgängerin sein könnte, die nicht wirklich lieben kann.
Aber was solls, was ich auch sein mag, ich bin, was ich bin und es wird nicht schaden zu erkennen, wer man ist. Der Frühling kommt, so oft versprochen, er kommt und es scheint wie ein Wunder, dass die Sonne wieder Farbe hat und wärmen kann.