Mary am Meer

Monat: Februar, 2015

Von Verwandlung und Mehrwert

Früher habe ich mich ohne es wirklich zu verstehen entblößt. Warum sollte es jetzt anders sein? Nur weil wir gelernt haben eine erkannte Sache zu unterlassen, meinen wir uns nun zu schützen? Und wenn jetzt mein Schweigen meine Schwäche zeigt.
Jemand sagt: Ich habe kein Problem damit, schwach zu sein. Und ich bewundere sie aufrichtig für ihre Stärke. Zwischen dem Spannungsfeld der Paradoxien tanzen lernen, vielleicht kommt es darauf an (Was für ein kitschig klingender Satz, den kann ich direkt an Hollywood verkaufen).
Jemand fragt: Warum lest ihr eure Tagebücher laut vor. Kehrt euer Innerstes nach Außen? Und er fragt nach dem Wert.
Mein innerstes war mir einmal kaum etwas wert und so kehrte ich es nach außen wie jemand seine Manteltasche auf der Suche nach Kleingeld. Wahrscheinlich war es so, denn auch das sind nur Rekonstruktionen eines Ichs, das niemals (nicht einmal im Jetzt Zustand) fassbar ist.

Wie ich mir gewünscht habe, gesehen zu werden, was sollte sich verändert haben, dass mir der Wunsch so fremd geworden ist wie das überdrehte Mädchen auf der Kassette, die ich gewesen sein soll, das altkluge Mädchen mit der fremden Stimme. Wie kommt es, dass wir Angst vor Veränderungen haben, da wir schon viele male vor unserem Tod gestorben sind. Sind uns deshalb die Geschichten als eine Art Ankerpunkte so wichtig?
Macht die Zeit uns zu anderen? Oder finden wir Dinge in uns, die alles verändern. Selbst wenn wir diese Dinge genauso wenig verstehen wie unsere Entblößungen. Finden sich also die Dinge mit der Zeit in uns an. Ein Bild eines kleinen Keimes entsteht, der wächst, wenn man ihn nur lässt.

Es wird besser mit der Zeit, verspricht jemand einem anderen Mädchen, das jetzt nur unwesentlich älter ist als ich auf der Kassette. Wirklich?- möchte ich fragen. Unser Bedürfnis nach solchen Sätzen einmal beiseite gelassen, auf eine Weise hat sie recht. Wir werden resistenter. Auf die andere Weise unrecht: Wir werden resistenter.
Erinnerungen steigen hoch wie ich weinend auf dem Balkon stand, weil die Birke, die davor stand gefällt wurde. Ich hasste die Männer, die sie gefühllos und erschreckend schnell absägten, ich malte Bilder wie sie schutzlos, blutend fiel und ich erinnere mich noch an die Erschütterung in meinem Inneren, an die Liebe für diese Birke gegen deren Pollen ich angeblich allergisch war.
Gestern kamen Männer mit Kettensägen und sägten 4 der 5 Bäume ab, die links von meinem Fenster aus gesehen gestanden haben. Ich bemerkte erst nachdem ich ihre Stümpfe sah, das etwas fehlte, schaute nicht einmal aus dem Fenster als ich Sägen hörte, die auf Holz trafen, fragte mich nur, warum das Sägen so lange andauert. Wie kann es also besser werden?
Und dennoch möchte ich nicht zurück, wieder das kleine Mädchen sein. Trotz allem: Erleichterung erwachsen zu werden.

Wer, nicht Wo.

Immer noch auf der Suche nach dem uns verbindenden Element, nicht bereit Splitter zu sein.

Können wir wissen wer wir sind, ohne den Ort zu kennen zu dem wir gehören. (Ich meine: ja)

Was, wenn es immer so bleibt?, fragte er sie: Was machst du, wenn das immer so bleibt?

Sie war nicht bereit zu antworten.

Es stimmt:  Es ist sehr viel einfacher für sich selbst zu leben, als jemand anderen nahe zu lassen. Weißt du, ich habe es so satt von der Angst vor Nähe zu sprechen. Von Gefühlen, den Versuchen, sich dem anderen zu öffnen. Über das Rätsel. Rätsel sagen- auch wenn man die Antwort kennt.

Wusstest du, dass jedem Satz, der mit „Die Wahrheit über“ anfängt nicht zu trauen ist?

Irgendwie hatte sie gedacht, dass es einfach zwischen ihnen sein würde, weil sie über alles reden konnten.