Mary am Meer

Monat: Oktober, 2016

Das Spiel

Vorworte überspringe ich. Worte vor den Worten.

Überspringen bis es losgeht mit den richtigen Worten.  (Deshalb würde mein Buch natürlich kein Vorwort haben).

Nur eine Anmerkung: Meine Gedanken sind eine Mischung aus Lehren der sogenannten New-Age-Philosophie*1 und Beobachtungen in und an mir selbst. Ich überlege einen eigenen Blog für das folgende Selbstexperiment anzulegen und lade ein, das „Spiel“ mit zu spielen. 

 

Gehen wir einmal davon aus, dass das Gesetz der Anziehung ein Naturgesetz ist.

Und lass uns von der These erst mal gar nichts ableiten.

Kein: Jeder nur für sich. Das Außen existiert nur in deiner Vorstellung. etc.

Lass uns ein Spiel spielen….

Das Spiel heißt: Das Leben als Spiel.

Von jemanden, der sogar beim Verlieren bei Mensch-Ärger-Dich-Nicht in Tränen ausbrach zu jemanden der durch den ernstesten Ernst des Lebens tanzt.

Also das, was wir als ernst betachten, als existenziell wichtig.

Vergessen wir mal, dass wir es ja im Vergleich zu dem Rest der Welt, der eventuell gar nicht existiert (und wir als die Lebensgeschichte über die wir uns identifizieren auch nicht),

dass wir es sehr gut haben, so weit in Sicherheit leben.

Kein täglicher Kampf mit Raubtieren, Naturgewalten oder/und Krieg.

 

Die erste Regel lautet:

Beherrsche deinen emotionalen und kognitiven Zustand. Fordere die Alleinherrschaft ein, lass dich nicht entmutigen, wenn das nicht sofort funktioniert, wenn doch: um so besser.

Nehme dir beim Einschlafen und Aufwachen vor, deine Gedanken und Gefühle im Griff zu haben, d.h.: sich ihrer bewusst zu sein und darauf zu achten, dass sie die Gedanken und Gefühle sind, die du möchtest.

Mache deine Gedanken und Gefühle unabhängig von den Geschehnissen des Tages. Erkenne, dass du bis jetzt konditioniert reagiert hast:

Scheint die Sonne, geht es uns gut. Ist Regenwetter und kalt haben wir miese Laune. Sagt jemand, was nettes, fühlen wir uns wohl. Ist jemand gemein/blöd mit uns geht es uns schlecht. Haben wir Erfolg, triumphieren wir und so weiter…

Atme im Laufe des Tages immer wieder durch und lasse alle angesammelten Gedanken/Gefühle für nur diesen Moment los. Spüre, dass du Bewusstsein bist.

Dein Wille bei dir zu bleiben und nicht nur auf Geschehnisse zu reagieren ist fest, aber nicht verbissen.

Wenn du merkst, dass er dir weg schlüpft, nimm es gelassen, vielleicht lächelst du ein wenig über unsere menschlichen Mechanismen und freue dich, dass du es erkannt hast.

Spiele mit der neuen Idee deiner Souveränität….

 

*1 Dieser Begriff ist eher negativ konditert und wird oft lächerlich gemacht. Seiner eigenen Intuition folgend und alte Lehren abgleichend ist es aber in seiner Essenz gar nicht so sehr Neues Zeitalter, sondern alte, vergessene Lehren, deren wohlstandgesellschaftlichen Schlussfolgerungen etwas vermessen scheinen. Dazu aber später mehr.

 

 

 

 

Erinnerung an einen Regentagmorgen, schon wieder Vergangenheit, wenn ich das Ende des Textes erreiche.

Samstagregenmorgen, leichte Kopfschmerzen, die mich aber eher zu etwas antreiben als von etwas abhalten.

Morgens wie eine leere Leinwand aufwachen.

Und sie dann gut überlegt füllen mit Ideen wie man heute sein möchte, wohin man seinen Blick wirft. Alle Ideen, die den Weg aus Starre zeigen, sind willkommen.

Mit Kaffee im Bett sitzen, schreiben und auf der Couch schnarcht mein Sohn leise vor sich hin. (Er kam, als ich schon schlief, irgendeine Spinne, die ihn verschreckte.)

Ich tippe leise und fühle Dankbarkeit: Bei einem kalten Regentag in der warmen Wohnung und dein erwachsen werdender Sohn schläft tief neben dir.

Die Mädchen sind fast flügge und ich darf sie begleiten, Mut machen. Die letzten Momente  genießen, ein Abschied auf den ich lange gewartet habe und dann doch eine Nostalgie und der Wunsch intensiver anwesend gewesen zu sein.

Im Traum ein viertes Kind bekommen, ein Mädchen, ganz sanft, so eines, das sich an einen schmiegt und lächelt und Frieden ausstrahlt.

Die Momente in denen allerlei Ideen und losen Verknüpfungen, Möglichkeiten zu einander finden…

Die Welt, als einen Ort voller Möglichkeiten begreifen, die Wunder auf die ich als Mädchen gewartet habe, erfahren.

Erinnerungen, wie ich voller Begeisterung aufwachte und erwartete, dass dieser Tag ein besonders guter Tag werden sollte, ein Tag, der vieles verändern würde.

Und dann kam das, was wir Realität nennen, dass als Kind unerwartet, unkontrollierbar scheint und durch seine Festigkeit über die Vorstellungen des Mädchens siegte, so dass es ihr vorkam als würde sie gegen eine unsichtbare Wand laufen, mal war diese Wand gummihaft weich, mal so hart, dass es ihr ganzes Wesen erschütterte. Immer nahm sie es sehr persönlich. Und lange wunderte sie sich, dass ihre intensiven, warmen Vorstellungen nicht die Kraft besaßen, die sie spürte zu haben.

Bis sie nach und nach einen solchen Respekt vor der Realität bekam, dass sie eifrig alle Regeln lernte, die man ihr bei brachte und sie gewissenhaft einhielt, eine Stimme in ihr, die sagte, dass sie sich geirrt haben musste, ihre Möglichkeiten überschätzt.

Ich stelle mir vor wie ich das Mädchen besuche, es fest umarme und ihm sage, dass es Recht hat und dass es nur Übung braucht, dass sie an dem Zustand der Liebe festhält, wenn sie Verletzungen erfährt, dass sie anstatt das Leben zu ernst zu nehmen, lieber ihren Blick darauf richtet, das Urteilen zu entschärfen.

Jetzt scheint die Sonne und mein Sohn schläft still. Es ist ein wunderbarer Tag.

 

 

 

Normalität und Klarheit

Der Begriff Normalität ist in dem Sinne problematisch ist, dass er nichts über die Qualität seiner Inhalte aussagt, sondern eine quantitative Aussage trifft:

Die Mehrheit ist so und so. Die Norm wird gemessen an Häufigkeit. (Das wissen wir*)

Sind also die meisten Menschen krank, wäre krank-sein die Norm und Gesundheit unnormal.

Nur unter diesem Aspekt verstehe ich die Glorifizierungen des Verrückt-seins, siehe:

Alice im Wunderland, diverse lustige Sprüche des Tages, diverse Lyriks von Pop-songs.

Im Geist ver-rückt/schrill sein, als Auflehnung in einer normierten Gesellschaft, deren Geist auch ver-rückt ist, aber auf eine sehr viel langweiligere und konforme Art und Weise.

Und ein wenig Spinnerei bringt Lebendigkeit hervor und zersprengt starre Konstrukte in die wir hineinwachsen, so dass wir nicht mehr verstehen, was für Möglichkeiten des Erlebens wir haben können.

Oft ist diese Art von gewolltem, schrillen Anders-sein ziemlich egozentrisch*2.  Ein weiteres Schlagwort unserer Zeit. (Mit dem sowohl beschrieben als auch geschlagen wird).

Es gibt eine alte arabische Legende, wonach ein muslimischer Heiliger in einem von einem Tyrannen beherrschten Land wie ein Verrückter durch die Straßen galoppierte. Dadurch schütze er sich und es ermöglichte ihm, mit den Menschen  in Kontakt zu treten und sie indirekt an Dinge zu erinnern, die sie im Alltag in einer Atmosphäre von Angst und Unterdrückung vergessen hatten.

Vielleicht entschied er sich, im Sinne eines Hofnarr verrückt zu werden und spielte die Rolle nicht nur. Vielleicht ist es irrelevant, für was für eine Persönlichkeit entscheidest, solange du in Verbindung zu deiner Essenz stehst.

Und wahrscheinlich bist du näher an deiner Essenz, wenn du den Drang loslassen kannst, eine bestimmte, kontinuierliche Persönlichkeit zu sein über die du dich identifiziert.

(So oder so:)

Der Wunsch sollte Klarheit sein.

Klar in einer Zeit der Unklarheit. Klar in einer Zeit der Klarheit.

Sich weder abheben, noch anpassen.

 

 

 

 

*1Mit „wir“ meine ich eine unbestimmte Anzahl an Menschen, die über das, was in ihnen in ihrem Leben begegnet reflektieren.

*2 Und da beginnt es merkwürdig zu werden, denn eine zunehmende Egozentrik wird mehr und mehr zur Normalität in unserer Gesellschaft und so mit auch der Wunsch „crazy, anders, Einhorn“ zu sein…

(Mit ist bewusst, dass es schwierig ist über „die“ Gesellschaft zu reden, ich meine es im Sinne eines  (westlichen  oder wie man auch gerne sagt: neoliberalen Zeitgeistes)

Vor demselben Baum stehen. In zwei verschiedenen Zuständen.

Vor demselben Baum stehen. In zwei verschiedenen Zuständen.

Einmal sehe ich den Baum und nehme ihn wahr.

König, denke ich. Du. Ich. König. Wir. Alles. Nichts.

Das andere mal steht eine gläserne, durchsichtig und doch stumpfe Mauer zwischen dem Baum und mir und auch wenn ich verstehe, dass ich diese Mauer gezogen haben muss und der Baum derselbe Baum mit derselben Wahrheit (bzw. noch viel tiefer) ist, noch immer König, jedes seiner Blätter ein Wunder, auch wenn ich das weiß, komme ich mir ausgesperrt vor.

Dann denke ich: Warum reden die Weisen/innen nicht mehr darüber, wie man in diesen Zustand kommt, warum reden sie nur vom Zustand selbst und was nützt es mir, wenn es die Momente sind, in denen man sich selbst ohne zu verstehen aussperrt, die einen hilflos machen?

Sie reden von dem Zustand,

als ob das Reden über den Zustand den Zustand auslöst und manchmal funktioniert es und oft nicht.

Vielleicht ist das ein besonderes Problem des modernen Menschen, dass er den Schlüssel zum Zustand der Verbundenheit immer wieder verlegt und nicht weiß, wo er suchen soll.

Es ist also nicht der Ort, den wir suchen, sondern den Zugang zu ihm.

Wir wissen, dass es auf das „wie“ ankommt nich auf das „was“,

im Zustand der Verbundenheit ist es nicht wichtig, was wir tun. Es ist alles gut. Und wir erkennen, dass alles Streben egal in welche Richtung immer nur Mittel zu Zweck ist.

Zum Erreichen des Zustand der Vollkommenheit.

Es scheint mir, dass wir Menschen viele Versuche unternehmen, um uns ins Staunen zu versetzen. Wir alle suchen diesen Ort. Gerade in den Künsten. Oft wird versucht eine Atmosphäre des Wunderns zu kreieren. Dabei wird meist der intellektuelle Verstand adressiert, der aber schon so lange die Existenz von Wunder negiert hat.