Ich habe es nun auf Papier, der Herbst ist da. Rot auf gelb. Dieses Blatt irrt nicht. Und ich vermute, dass ich es gar nicht so schrecklich finde, wie ich tue. Irgendwie gehört es zum Pflichtprogramm, die Nase zu rümpfen und sich gegen das Unvermeidliche zu stellen. Uns Verwöhnten fällt es schwer, zu akzeptieren, dass das Leben seine eigenen Regel hat und sich nicht immer nach unseren Wünschen richtet.
So als hätten wir immer noch nicht verstanden, dass wir das Schöne nicht mehr schätzen können, sobald wir zu viel davon haben, dass wir abstumpfen, bis wir von einer Rinde der Gewöhnung umgeben sind und das Schöne außergewöhnlich schön sein muss, um und unter unsere Verholzungen zu erreichen. Manche suchen dann auch das besonders Schreckliche… Hauptsache uns erreicht noch irgendwas.
Und was glaubt ihr, warum basteln wir an unserem eigenen Drama, als wäre es ein Streichholzhaus, ganz vorsichtig, um ja nichts zum einstürzen zu bringen? Ist es nicht, damit uns unser Leben nicht so bedeutungslos vorkommt??
In wie vielen Büchern/Filmen wurde dem Helden versichert, dass er außergewöhnlich außergewöhnlich, etwas ganz besonderes sei? Und würden wir uns in jemanden verlieben, der zu uns sagen würde: „Ich finde dich durchaus durchschnittlich, gutes Mittelmaß.“, oder den wir für genau das halten? Ich jedenfalls nicht. Und entweder bin ich durch die Medien romantisch verseucht oder die Medien greifen nur den menschlichen Wunsch auf, auf irgendeine Weise besonders zu sein.
Aber mal was ganz anderes…jetzt habe ich schon zum zweiten mal gehört, dass Kirchtürme Phallussymbole wären, Demonstrationen männlicher Macht. Es wurde sich sogar auf Schopenhauer bezogen. Ich bin noch alles andere als überzeugt und lache amüsiert in mich hinein. Was hätte man denn sonst bauen können, was hoch oben ist, damit die Glocken möglichst weit zu hören sind und man seine Schäfchen schon von Weitem sehen kann? Und was ist mit Leuchttürmen?? Noch besser: Moscheen? Das ganze gleich zweimal?? Was soll das nur bedeuten?
Und nochmal..: Themawechsel:
Heute war ich Zeuge, wie eine junge, schöne Frau, die einen Mantel und einem großem Tuch trug, von zwei älteren Frauen angemacht wurde. Naja eigentlich nicht angemacht, sondern schlimmer: Sie standen neben ihr und lästerten über sie: „Guck mal die… sowas ist in Frankreich verboten!“ Die Hübsche, deren braunes Tuch vorzüglich zu ihren blauen Augen passte, lächelte ihnen zu und sprach mit engelsgleicher Stimme: „Warum reden Sie denn nicht mit mir? Ich stehe doch neben Ihnen? Außerdem stimmt das gar nicht, das ist in Frankreich gar nicht verboten!“
Ich näherte mich, bereit den Omas mit meiner Tasche eines über den Kopf zu hauen (Achtung, nicht ernst gemeint).
Sagt die eine: „Man wird doch wohl sagen dürfen, dass sowas in Frankreich verboten ist!“
Antwortet die mittlerweile persönliche Heldin meines Tages: „Ja, aber man redet doch nicht über jemanden, der direkt neben einem steht! Und außerdem stimmt das gar nicht…“ Aber die beiden Feiglinge wollten gar kein Gespräch mit ihr, sondern nur einmal ablästern, sie verschwanden für ihr Alter erstaunlich schnell. Ich wünsche ihnen, dass sie sich für den Rest des Tages in die Ecke stellen und schämen!