Wie so oft, wenn man sich eine Frage stellt, findet man die Antwort wie zufällig von selbst. Manchmal findet man sie in einem heiligen Buch, manchmal auf in einem Hollywoodstreifen und manchmal in uns selbst.
„Sturheit wird dich daran hindern, eine richtige Entscheidung zu treffen.“
Ich bin dann mal weg und erobere die Welt.
Morgen kommt der Innensenator von Berlin, Herr Körting in die Moschee und ich überlege, ob ich die Schule Schule sein lasse und mir das angucke. Ist ja schon eine Ehre und besondere Gelegenheit.
Ansonsten ist es merkwürdig…es gibt kaum etwas, das ich berichten will. Manches ist mir zu persönlich, manches auch geheim, manches nicht des Sagens würdig und manches noch zu klein (hehe, das dramatisch-poetische ist mir wirklich irgenwie abhanden gekommen).
Aber einen (etwas) habe ich noch:
“ Meine Töchter!“, sagte ich heute morgen, noch halb am schlafen, mit Kaffee in der Hand: „Ihr werdet einmal zu den schönsten Frauen der Welt gehören. Es werden sich viele Männer für euch interessieren. Nehmt nicht den erst besten! Lasst euren Geist, euer Herz und jede Faser in euch erobern! Nur wer das schafft, hat eure Nähe verdient.
Macht euch kostbar, seid euch eures Wertes bewusst! Wenn euch einer den ihr mögt, nicht genug schätzen kann, dann lasst ihn und sucht jemand anderen. Er hat euch dann einfach nicht verdient.
Und macht euch nie abhängig von jemanden, dass Geheimnis jeder begehrten Frau liegt in ihrer Selbstzufriedenheit, emotionalen Unabhängigkeit und zu Teilen auch in ihrer Unerreichbarkeit.
Meine schönen Töchter, ich erzähle euch nicht, äußere Schönheit wäre vollkommen unwichtig, es käme nur auf die inneren Werte an. Wir sind auch unser Äußeres und das ist es, was von uns zu sehen ist. Aber dahinter scheint dein Inneres und das kann leuchten oder nur ein Schatten sein.
Liebt euch, nehmt euch an, verzeiht euch, dann werden euch und werdet ihr auch die anderen lieben, annehmen, und sie euch und ihr ihnen verzeihen.
Macht euer Inneres noch schöner, als euer Äußeres, lasst euch aber nicht alles gefallen. Schön sein, heißt auch Nein zu sagen, nichts auf die Meinungen der Leute zu geben und sich selbst, und mit sich im Reinen, zu sein.
Ich liebe euch, was oder wer immer ihr auch sein wollt. Aber merkt euch: Ihr werdet zu den schönsten Frauen der Welt gehören!“
So oder so ähnlich redete ich auf sie ein, die eine am Nacken massierend, der anderen in die Augen guckend.
Vielleicht glauben sie mir ja, wenn ich das ab heute jeden Tag wiederhole. Vielleicht erspare ich ihnen den schwierigen Kampf um die Selbstakzeptanz und die Diskrepanz zwischen wollen und sein.
Heute bin ich die Friedrichstraße hochgelaufen. Ich mag die Gegend mittlerweile (früher fand ich sie nur künstlich und affektiert), dort habe ich das Gefühl, ich wäre in einem Film und ich könnte eine andere sein, wenn ich wollte.
Ich mag auch den Kontrast von Neuem und Alten. Gerade aus, vor mir, die neuen, Gebäude, deren Schönheit in ihrer Schlichtheit, klaren Linien und Glanz liegt. Nach rechts geschaut, blitzen die alten Gebäude durch, die irgenwie verdrängt wurden und dennoch nichts von ihrer Königlichkeit und Ästhetik verloren haben.
Ich lief wie schon gesagt die Friedrichstraße von Kochstraße bis Stadttmitte hoch, hatte dort das Fitness First for Ladies ausprobiert, und war nicht gerade überwältigt. Der erste Eindruck an Orten bekommt keine zweite Chance, wie bei Menschen. Entweder ich mag es oder nicht. Ich mochte es nicht. Zu zerrissen, unruhig, als wären Räumlichkeiten umfunktioniert worden, die gar nicht für den Zweck geeignet sind. In der Mitte die Treppe nach unten, so dass ich das Gefühl nicht los wurde über das Geländer hinunter fallen zu können, das ganze im Erdgeschoss, dass mir das Gefühl gab, trotz Milchgläser beobachtet zu werden.
Aber um nicht nur zu meckern: Ich habe endlich wieder Sport gemacht. Außerdem kam mir ein neuer Berufswunsch: Fitness-Studio-Checkerin, weltweit.
Ich fände es sehr spannend, die Fillialen zu vergleichen und zu analysieren.
Ich lief wie also die Friedrichstraße hoch und rechts vor mir bog doch tatsächlich eine Taube in die Taubenstraße ein!! Plötzlich kam ich mir vor, wie Alice im Wunderland. Als dann ein Ehepaar in weihnachtsmannähnlicher bunt-rosa-roter-lila Kleidung an mir vorbei ging, war die Illusion perfekt.
Bei Dussmann blieb ich letztendlich hängen, ich würde dort am liebsten einziehen. Die haben eine Philosophie-Abteilung und allerlei anderes. Ich nehme gerne Ratgeber in die Hand, die ich mir nie kaufen würde und blätter darin herum.
“All day I think about it, then at night I say it. Where did I come from, and what am I supposed to be doing? I have no idea. My soul is from elsewhere, I’m sure of that, and I intend to end up there.”
Das sich- zurück- sehnen nach alten Zeiten, die Vergangenheitsbezogenheit und die Idealisierung dieser, kann ich immer wieder bei anderen Menschen beobachten. Früher war alles besser! Ich kann diesen Zug im Menschen nicht wirklich verstehen, mir ist das fremd.
Mein Blick ist nach vorn gerichtet. Hinter meinem Rücken hält mich nichts. Was noch kommen wird, das Neue, interessiert mich.
Die beste Form des Leben soll das Leben im Jetzt sein. Weder zurück, noch nach vorn. Denn das Vergangene ist vorbei und die Zukunft noch nicht da. Auch wenn diese Erkenntnis eine uralte ist, uns Menschen wird sie immer wieder fremd und verwunderlich vorkommen. Und wenn man sich darein steigert, und sieht, dass es reelle Zeit eigentlich nicht wirklich gibt, weil sie immer gleich wieder Vergangenheit ist, dann kann man darüber schon so einige Tassen im Schrank verlieren.
Hamburg war sehr schön, noch nie habe ich mich in einer Gemeinschaft so dazugehörig gefühlt, wie dieses mal. Und ich musste einsehen, dass es mein subjektives Empfinden ist, das mich einsam fühlen lässt oder nicht. Nicht die Menschen außen draußen.
Fremdwahrnehmung und Eigenwahrnehmung sind oft Parallelwelten, die keinen Berührungspunkt haben.
Es ist als würde ich mich endlich mit mir ausgesöhnt haben. Ich fühle mich unter Leuten nicht allein und alleine nicht einsam.
Am Montag möchte ich wieder mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Habe auf meine Eitelkeit verzichtet und mir einen Fahrradhelm (können, die keine schönen produzieren?) gekauft. Das Fahren auf der Straße scheint mir abenteuerlich und ich weiß schon, warum ich trotz Führerschein, kein Auto fahre.
Was das Thema Eitelkeit angeht, so wage ich zu behaupten, dass jeder (die berühmten Ausnahmen ausgenommen) eitel ist. Jeder möchte für den anderen als schön wahrgenommen werden, nicht nur die zurechtgemachten Menschen. Ist nur die Frage, ob wir das ablegen oder uns damit im gesunden Maße abfinden sollten. Ich tendiere zu letzterem, das mir verbieten wollen, mich hübsch zu finden, ist gründlich in die Hose gegangen. Wir haben einfach keine Wahl, wir müssen uns selbst lieben und das schließt das äußerliche auch mit ein, denn zumindest in dieser Welt können wir nicht aus unsere Haut.
Aber ich weiß, dass ich den Faktor der individuellen Ausstrahlung eines Menschen immer noch nicht richtig verstanden habe. Ich sehe zwar, dass zwei Menschen sich äußerlich sehr ähnlich sein können, durch ihren Charakter aber total unterschiedlich sein können (der eine zum Beispiel im Mittelpunkt, begehrt und der andere immer der unsichere Einzelgänger), trotzdem reduziere ich mich (wenn es mir drauf ankommt) immer wieder auf mein Äußeres und stelle plumpe Vergleiche an. Meinte meine Schwester: „Dafür dass du sonst so tiefgründig bist, bist du ganz schön oberflächlich.“ Sie hat Recht. Beruhigen tut mich, dass ich andere Menschen vor allem wegen ihrer Art/Intelligenz anziehend finde.
Eine schöne Oberfläche hat mich noch nie mehr als fünf Sekunden interessiert, wenn sie innerlich nichts zu bieten hatte. Intelligenz ist definitiv „sexy“.
Werde heute mein Bad renovieren und deshalb gleich in den Baumarkt, welche Farbe soll ich für die Wand nehmen??
Morgen geht es los, unsere Reise. Das Reisefieber, die Unruhe und Hektik meiner Kinder wirkt irgendwie lähmend auf mich (Exkurs: auch wenn ich noch nicht vergessen habe, wie da Gefühl damals vor einer Reise war. Die Reise war in der Luft zu riechen und in meinem Bauch kribbelte es). Ich habe früher nie verstanden, wenn in Büchern, die eine Person die Antihaltung einer anderen annahm. Ich fand diesen Tom&Jerry-Effekt albern und unnötig.
Ich hielt mich für autark. Das war natürlich totaler Quatsch. Sicher reagieren wir nicht nur einfach roboterhaft, es wird immer unserer persönlicher Charakter mit einfließen (und doch gibt es Menschen, die meinen die Reaktionen der Menschen mathematisch ausrechnen zu können).
Ich frage mich, ob ich der Bösewicht wäre, wenn ich in einer Welt voller Lieb-menschen leben würde. Ob mich das Gute so anekeln würde, wie es jetzt das Schlechte tut. Ich hoffe, dass ich mehr bin, als die geborene Oppositionelle.
Es ist unser unmittelbares Umfeld, in dem wir mit unseren egoistischen Seiten konfrontiert werden. Und es ist das Kleine, schon tragisch miteinander verknotet, das uns erklärt, warum das Große nicht durch ein paar ergreifende Worte lösbar ist, nicht durch Lieder und Kerzen in den Händen. Und wer meint, die Probleme der Welt beantwortet zu haben, der ist entweder sehr dumm oder erleuchtet.
Ich frage mich wie viele von den Predigern, den Schöngeistern, den Friedensmachern, es schaffen, ihren eigenen Frieden mit sich und ihrer Familie (wobei die Familie hier, als der Spiegel seiner selbst zu betrachten ist) zu machen? Es scheint doch einfacher, die Welt zu verändern, als sich selbst.
Platon hatte Unrecht, als er meinte das Gerechte im Großen (also im Staate) besser erkennen zu können, als im kleinen. Ich glaube genau darin liegt unser Irrtum, Gerechtigkeit mit Goldstaub zu vergleichen.
Wenn ich mich beobachte, wie ich mich verhalte, wenn es mir alles zu viel wird, ich mich verletzt fühle, ich einfach wegrennen möchte, dann bekomme ich eine vage Vorstellung, warum vieles so ist, wie es ist. Es gibt keine Ideologie, kein System, dass uns automatisch zu besseren Menschen machen könnte.
Wenn es nach mir gehen würde, dann würde ich mich jetzt einschließen, alle ausschließen, die Welt und mich vergessen, malen bis ich nicht mehr weiß, was mein Name ist, wo ich bin und auch das Warum vergessen habe.
Und ich weiß nicht, ob es gut ist, dass ich meine Bedürfnisse nicht ausleben kann, oder nicht. Ob es Zufall ist, dass eine freiheitsliebende Seele, wie ich, sich in eine einengende Situation, wie meine, gebracht hat. Aus einer Ehe kann man heutzutage immer aussteigen, aber seine Kinder kann man nicht scheiden.
Ich tröste mich damit, dass es wichtig sei, sozialpotent zu bleiben. Oder finde ich diese egoistische, jeder- ist- sich- selbst- der- nächste-Gesellschaft nur so armselig, weil ich es selbst nicht sein darf? Vielleicht wäre ja genau das die richtige Lebensform, jeder mit dem höchstmöglichen Raum an Freiheit und man hilft, wenn man gerade gut drauf ist und kann. Jeder in seiner glücklichen Seifenblase.
Was spricht eigentlich dagegen?