Mary am Meer

Monat: August, 2014

Ganz sein.

Wie wäre es, wenn alles gut mit dir wäre, so wie du gerade bist.
Wenn du nichts, aber auch gar nichts ändern müsstest, wenn alles, was du tun müsstest die Annahme wäre, was immer vorhanden ist oder hochkommen mag an Gedanken, Gefühlen, konditionierten Mustern in dir.

Was wäre, wenn deine Schwäche Gnade finden würde

in deinen eignen Augen.
Wenn die Worte „Herz öffnen“ keine peinlich berührten Zuckungen in dir verursachen würden, weil es so kitschig klingt und viel zu esoterisch
für dich.
Kein „Ja, aber..!“ mehr, keine hohen Ideale, die dich nicht nur von dir selbst entfernen, dich in dir aber und abermals abspalten, bis du so zerstückelt bist, dass jedes Tiffanyglas vor Neid erblassen würde, sondern dich dazu auch von den anderen Menschen trennen, die deinen Idealen schon gar nicht gerecht werden können, entweder weil sie auf Sensibilität und Selbstreflexionen scheißen oder weil sie einfach andere Ideale haben.

Erinnerungen an ausgelassene Momente, Kindheitserinnerungen, schwach, aber wahrnehmbar, Momente, in denen man die Möglichkeit vernichtender Kritik noch vergessen konnte, die radikale Leichtigkeit des Seins im ganzen Körper spürte, übermütig und ausgelassen.
Erinnerungen an eine fremde Welt.
Aber immerhin
Erinnerungen, die man vorher ganz vergessen hatte, verdrängt. An eine Zeit, bevor man zu oft gesagt bekam, dass man so wie man ist, nicht richtig ist, bevor man das Gefühl vermittelt bekam, nur auf eine bestimmte Weise akzeptabel zu sein.

Was nicht zusammen geht. Versuch einer Skizze

So viel geht nicht zusammen.

Fragen wie „Wie viele Tote braucht es, damit man „Genozid“ sagen kann, ohne das Wort inflationär zu benutzen“ und „Was koche ich heute zum Mittag“ stehen zu dicht bei einander.

Ich klicke wider besseren Wissens auf ein Video aus Gaza, eine verstaubte, traumatisierte Familie, genauer gesagt,  das, was von ihr übrig geblieben ist, sitzt benommen auf dem Bürgersteig. „Meine Schwestern!“, ruft der kleine Junge: „Asmaa! Hannan!“, immer wieder.

Kein Tropfen Blut ist nötig, keine Gedärme oder heraustretenden Hirne, um die Erkenntnis auszulösen: Das hätte dein Sohn sein können, der seine toten Schwestern ruft.

Ein kleiner Junge würde vollkommen reichen, um alle Massaker dieser Welt zu stoppen.

Die (menschliche) Realität hat jedoch einen Sprung. Sie funktioniert nicht mehr. Schon so lange nicht mehr (schon immer?) und es scheint, dass der Riss immer noch tiefer und tiefer reißt.

In Pakistan werden die Ahmadiyas niedergemetzelt, in Irak Schiiten, Kurden und Christen, in Bahrain, Saudi Arabien, Indonesien, Malaysia ist man besser auch kein Schiit, in Iran die Bahaí und andere, niemand schaut nach Afrika, in Syrien tobt ein Krieg, den niemand gewinnen kann und in Gaza ein Massaker, das von der westlichen Welt nicht nur durch Waffen und finanzielle Hilfe subventioniert und legitimiert wird.

Es hängt alles zusammen, lose oder verstrickt. Achja, da war dieses Video: Dumas über den geplanten Krieg im Osten und diverse Ex-Generäle/Agenten, die ganz ähnliches sagen. Komisch, wie viele  im Nachhinein reden, als hätten sie damit nichts zu tun gehabt, aber wenigstens reden sie, auch dazu gehört Mut.

Aber es hört sie eh niemand, so als wäre das Verfallsdatum der Glaubwürdigkeit von Ex-Funktionären abgelaufen.

Ich melde mich- mal wieder- auf einer Dating Seite an, in der Baerchen und Pubärchen, Prinz_oPferd, Nobody87,  Bekanntschaften suchen. Man kann sich auch in der virtuellen Welt sehr einsam fühlen.

Liebe Miriam, nun musst du dich entscheiden…

Wenn die Kinder schon groß wären, würde ich aufs Land ziehen. Da gibt es wenigstens die Einsamkeit der Stadt nicht.

Jetzt ernähre ich mich schon 5 Monate vegan und lowfat. Es fühlt sich unbedeutend an.

Meine Tochter kommt in die Küche und grummelt, es gäbe nichts zu essen. Ich zeige müde auf das Brot, die Butter, Marmelade, sage „Wir haben noch Käse im Kühlschrank und ich hab Pastete gekauft“. Sie grummelt weiter vor sich hin und ich unterdrücke ein: „In anderen Ländern verhungern die Kinder wirklich!“, da ich es doch ganz genauso mache, es bei anderen nur mehr auffällt, die eigenen Unzufriedenheit anstatt den Fokus darauf zu setzen, was man alles hat, zumindest ist es ein durch das schlechte Gewissen getrübter Genuss….

Die Worte verhaken sich wie eine alte Schreibmaschine in meinem Kopf. Verkantet und schief, das alles. Aus meiner Demeter-Früchtetraummüslipackung fliegen mit einem Mal zig Motten. Warum erscheinen mir Motten eklig und Schmetterlinge schön? Nur weil sie bunt sind (oder weil sie nicht aus meiner Müslipackung fliegen)?

Hamas oder Israel? (Als wäre das die Wahl.)

Und was koche ich nun zum Mittag?