Für L
Sie hatten sich dann freundschaftlich getrennt. Und er hatte die Arme offen gehalten, von Möglichkeiten gesprochen, die ein Wiedersehen erhoffen ließen oder sogar in Aussicht stellten; unverbindlich, versteht sich.
Wir verbanden uns
und verwunde[r]ten uns,
da es keine Heilung gab,
Wir verzogen uns
und verschickten uns Briefe,
in denen stand: Von Herzen!
Vielleicht ist es eine Wahrheit, dass ich zum Meer passe. Ich selbst ein Verlauf einer getriebenen Welle, die versucht ein Recht auf Selbstbestimmung für Wellen zu etablieren. Fast alle Menschen mögen das Meer. Ich kenne sogar eine, die will dort Karotten züchten. Dann wäre sie glücklich.
Fast alle Menschen mögen das Meer. Ich fürchte mich vor ihm.
Es ist kalt. aber der Frühling pfeift schon aus allen Löchern. Egal wie früh er kommt, nie kommt er früh genug.
Langsam durchschaue ich das Getue des Frühlings. Er flößt einem gute Vorsätze ein, er sieht sich gerne in der Rolle des wahren neuen Jahres. So denke ich wieder an mindestens drei Wochen Heilfasten und jeden Tag laufen gehen, bewusster leben, mich und die Wohnung renovieren, jeden Tag aufräumen, Fenster putzen und dabei zufrieden mit mir sein. Und im Kopf sind richtige Bilder von der potenziellen neuen M, wie sie glücklich und strahlend durch die Welt läuft und so ganz nebenbei alle mit sich zieht.
Diesmal habe ich es aber durchschaut. Jedes Jahr dasselbe Spiel und ganz ehrlich Frühling, ich möchte das nicht mehr. Biete mir etwas realistischeres an. Dann können wir reden. Hilf diesem kleinen Mädchen da vorne, es braucht Liebe jetzt sofort. Und wenn du schon dabei bist: Mach doch, dass ich mich mag, gerade so wie ich bin. Irgendwie sowas. Aber führ uns nicht länger an der Nase herum. Fass du dir lieber mal an deine. Du bist auch nicht mehr das, was du mal warst.
Ich würde gerne den Fragen den Rücken kehren und alle Neins streichen, für eine Nacht. Ich würde gerne bei denen Klingelstreiche machen, die ich vor den Kopf stieß mit meiner Unbedürftigkeit nach ihnen. Dann würde ich, wenn das „Ja?“ ertönt laut: „Es tut mir leid!“ rufen und schnell das Weite suchen.
Heute im Park bei strömender Sonne, kam mir der Gedanke, was ich wohl antworten würde, würde mich- rein theoretisch- irgendjemand jemals fragen [auf was man für Ideen kommt!], was für ein Gefühl ich verkörpere. „Die Sehnsucht!“, wäre meine Antwort: „Ich bin die Sehnsucht und wenn ich ganz viel Glück haben sollte: die Erfüllung derselben.“
Ich möchte mir selbst davonlaufen, mich in jemand anderem verlaufen, mich hoffnungslos verlieren. Hätte ich doch die Mütze Mut mich auf den Hermannplatz zu stellen und „Gegen diese verdammte Einsamkeit!“ zu brüllen.
Aus sicheren Quellen, weiß ich, dass fast jeder sie kennt. B sagt, egal wie viele Freunde man hat und wie wichtig die einem sind, am Ende ist man immer allein.
Und jeder weiß, dass er diese Leere nicht mit allen Freunden der Welt stopfen kann. Sie ist ein bodenloses Loch. Und doch möchte ich jeden umarmen, an dem ich sie spür. Ich glaube an ihre Beseitbarkeit. Man muss es nur fest genug wollen. Ich will. Aber jetzt geh ich schlafen. Gute Nacht!
Über die Anschaffung eines Notebook:
In Ermangelung eines eigenen Pc´s gespickt mit dem Wunsch, die Schrift auch mit der Hand fließen zu üben, lege ich mir demnächst ein Notizbuch a Din3 zu. Das lege ich dann neben mein Bett und connecte es mit einem fein schreibenden, schwarzen Stift durch Ketten [am besten] aus Blei.
Mein Heft darf nicht schön sein, sonst schämt es mich, es zu benutzen. [Schönheit benutzt man nicht. Schönheit bewundert man oder fügt ihm ebenbürtig Schönes hinzu.] Mein Heft soll außen schwarz sein und innen weiß.
Meine Schrift ist die Kodierung anstelle eines Schlosses, dessen Schlüssel ich eh keine Geduld zu tragen hätte. Auf diese [eigentlich nahe liegende] Idee brachte mich der 1-Euro-Laden, genauer: ein Artikel mit einem Block und einem Stift auf dem stand: Notebook with pencil.. Und ich notierte ohne Buch: Notebook heißt eigentlich Notizbuch oder Notenbuch.
Proletarisches Geschlechterdilemma:
Und sie so: „Das kannst du doch gar nicht vergleichen!“
Und ich: „Das ist doch genau das gleiche!“
Und einen Satz, der zu viel von sich hält:
Die Welt ist ein Konglomerat an austauschbaren Beliebigkeiten.
Und das andere habe ich nach hier verschoben.
Er ist mir gar nicht ähnlich, nicht äußerlich und trotzdem [oder deswegen?] erkenne ich mich selbst in seiner Zartheit. Er wäre nicht wirklich fähig, dominant zu sein.. Etwas in mir ist ihm ähnlich, in seinem Mannsein. Und auch wenn ich den Freudschen Penisneid für einen großen Unsinn halte, den sich eben nur ein Mann in seiner narzisstischen Selbstfixierung ausgedacht haben kann, gefalle ich mir einen Moment als imaginärer Mann und überlege wie es sein mag, ihn zu küssen.
Auf dem weiteren Weg nach Hause versinke ich in den wattigen Wolken und hoffe so fest ich kann, dass sie mir niemals alltäglich profan werden-auch sie sind ein Grund, es mit dem Leben weiter zu versuchen.
Was würdest du geben, dir selbst zu entkommen? Was würdest du tun für Ferien von dir! Auf wie viel Arten hast du schon versucht, dich aus zu drücken? Doch du wirst immer wieder auf dich zurückgeworfen. Dein Leben saugt gierig deine Kraft aus deinen Knochen, als wäre es der Tod im Schafspelz.
Ein wenig mehr Druck und du kannst nicht mehr. Fast wartest du auf den Moment, der den Ausnahmezustand ausruft und dich von der Last des Funktionieren befreit. Der Gedanke an Verantwortung hält dich wie eine Paketschnur zusammen.
Die Schuhe drücken. Jeder Schritt wird zur Qual. Die Liste, der dringenden Dinge, passt auf kein Papier der Welt. Alles, was du schreiben kannst, hat die Form einer Anklage. Die will niemand hören. Du schweigst. Du schreist. Das will auch niemand hören. Die Welt ist zu laut.Deine Kinder stellen sich dir entgegen. Zu ihrem Besten- das verstehen sie nicht. Sie ringen dich zu Boden. Und du weißt, selbst wenn du alles andere hinschmeißt, hast du kein Deut mehr Kraft für diese Art alltäglicher Kämpfe gegen dein eigen Fleisch und Blut. Es gibt keine Lösung.
Und du erkennst mit Schrecken: Diese ewige, nie mehr weichende Müdigkeit bedeutet Erwachsensein! Niemand hat es dir gesagt, niemand hat dich gewarnt. Jeder trägt seinen Buckel allein.
mich,
mit schwarz verlocktem
Wirrwarr im Haar,
vollmöndigen Brüsten und
verstreute Zuckerwatte
im Weitblick.
Der Zweck eiligte die Mittel
im selben Augenblick
trafen sich
unsere Augen
Blicke
vielversprechend.
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So sind die Vögel-
in Japan.