Großer Bruder, kleiner Held.

von Miriamsamara

Da vorne lag die Tasche seiner Schwester im Gras. Er konnte sie deutlich sehen. Ein Schmetterling flog ganz dicht an ihm vorbei. Schmetterlinge waren für ihn Drachen, die jemand von der Leine gelassen hatte. Um auf den Hügel zu gelangen, hatte er sich am Gras festgehalten. Das hat Gott so gemacht, dachte er. Er hat das Gras so gemacht, damit ich mich dran festhalten kann, damit ich nach oben klettern kann, um die Tasche meiner Schwester zu sehen. Sie hatte geweint, weil sie die Tasche nicht mehr finden konnte und er hatte versprochen, sie ihr wiederzubringen. Er war ihr großer Bruder. So war er auf die Idee gekommen, hochzuklettern. Von oben kann man immer besser sehen, hatte er gesagt. Der Wind wehte ein wenig Staub auf. Er hielt sich schnell mit den Händen die Augen zu.  Manchmal muss man warten, sagte er. Nach einer Weile öffnete er vorsichtig die Augen, der Staub war weitergeflogen. Er stand allein dort oben.  Erlegte seine Hände zu einem Trichter um seinen Mund und rief: Ich habe deine Tasche gefunden, Mia. Du kannst jetzt aufhören zu heulen.

Und dann stieg er wieder hinab und hielt sich dabei am Gras fest. Ich habe gar keine Angst gehabt, sagte er, als er wieder unten war.